Notruf!
Im Gespräch mit meinen Mitmenschen über das Tierleid, begegnen mir oft Sätze, wie: «Das braucht halt alles Zeit, bis es umgesetzt werden kann.» Oder «Man kann es einfach nicht erzwingen, dieses Umdenken.» Auch «Es braucht einfach Geduld von Seiten der Veganer...»
Dann sitze
ich da -, nicke und gleichzeitig schiessen mir die grauenvollsten Bilder durch
den Kopf:
Ein Lämmchen, das im eigenen Kot liegt mit gebrochenen Beinen und nicht mehr aufstehen
kann. Eine Muttersau, die in ihrem Kastenstand liegt und mit verdrehten Augen
verzweifelt versucht Kontakt zu ihren Ferkelchen aufzunehmen. Die bis auf die
Knochen ausgemergelte Kuh, die kaum noch stehen kann und nach ihrem Baby ruft.
Die kleinen frischgeschlüpften Küken, die auf einem Fliessband piepsend in den
sicheren Schreddertod befördert werden. Schweine, die schreiend in Gaskammern dem
Erstickungstod zu entkommen versuchen...
Ein Horrorszenario nach dem anderen jagt durch meine Seele und irgendjemand
appelliert an meine Geduld?!
Die Bilder vor meinem geistigen Auge überschlagen sich und ich höre das
Rauschen in meinen Ohren und mein inneres Wimmern, welches mich den Atem für einen Moment
anhalten lässt.
Wieviel
Zeit braucht denn ein Verbrechen, das sekündlich stattfindet, um als ein Verbrechen
erkannt zu werden? Wie viele Bilder und Videos müssen denn noch in den sozialen
Medien gezeigt werden, um das Herz der Menschen zu berühren?! Wieviel Zeit soll
man sich aus der Sicht der Opfer denn nehmen?
Würde das Kälbchen, das in der grössten Hitze und Kälte angebunden an ein
Kälberiglu ist, sagen: «Ja ich verstehe, wenn ihr unser Leid noch nicht seht.
Ich warte geduldig auf mein bitteres Ende.»? Oder die gemästeten Hühner, auf
dem Rücken liegend, weil sie ihr eigenes Gewicht nicht tragen können, würden sie
sagen: «Macht nichts, du Mensch. Nimm dir Zeit! Ich halte das aus für dich, bis
du bereit bist dein Egoismus zu überwinden und vielleicht Mitgefühl zeigen
kannst.»? Der Fuchs, dem gerade das Fell bei lebendigem Leibe über die Ohren gezogen
wird, würde er verkünden: «Nicht so schlimm, wenn noch ein paar Kumpels mehr von
mir drauf gehen. Wir haben Zeit, wir stehen das durch.»?
Meine Texte
sind keine Empfehlungen an den Menschen, sich vielleicht irgendwann mal
Gedanken zu machen, nein, sie sind ein Notruf für die Tiere!
Ein Notruf, den ich abgebe mit dem Appell, JETZT aufzuwachen -; sich unverzüglich
darum zu kümmern, welche bestialische Qual wir unseren Mitlebewesen zufügen mit dem Hinweis, dass jeder einzelne dafür verantwortlich ist, der dieses Leid
ignoriert! Es duldet keinen Aufschub mehr, denn es geht im wahrsten Sinne des
Wortes um Leben und Tod! Dieses erschütternde Drama, welches sich
milliardenfach jedes Jahr auf diesem Planeten abspielt, muss ein Ende haben -
jetzt und nicht irgendwann!
Text by: Bea Kälin