Notruf!

06.09.2020


Im Gespräch mit meinen Mitmenschen über das Tierleid, begegnen mir oft Sätze, wie: «Das braucht halt alles Zeit, bis es umgesetzt werden kann.» Oder «Man kann es einfach nicht erzwingen, dieses Umdenken.» Auch «Es braucht einfach Geduld von Seiten der Veganer...»

Dann sitze ich da -, nicke und gleichzeitig schiessen mir die grauenvollsten Bilder durch den Kopf:
Ein Lämmchen, das im eigenen Kot liegt mit gebrochenen Beinen und nicht mehr aufstehen kann. Eine Muttersau, die in ihrem Kastenstand liegt und mit verdrehten Augen verzweifelt versucht Kontakt zu ihren Ferkelchen aufzunehmen. Die bis auf die Knochen ausgemergelte Kuh, die kaum noch stehen kann und nach ihrem Baby ruft. Die kleinen frischgeschlüpften Küken, die auf einem Fliessband piepsend in den sicheren Schreddertod befördert werden. Schweine, die schreiend in Gaskammern dem Erstickungstod zu entkommen versuchen...
Ein Horrorszenario nach dem anderen jagt durch meine Seele und irgendjemand appelliert an meine Geduld?!
Die Bilder vor meinem geistigen Auge überschlagen sich und ich höre das Rauschen in meinen Ohren und mein inneres Wimmern, welches mich den Atem für einen Moment anhalten lässt.

Wieviel Zeit braucht denn ein Verbrechen, das sekündlich stattfindet, um als ein Verbrechen erkannt zu werden? Wie viele Bilder und Videos müssen denn noch in den sozialen Medien gezeigt werden, um das Herz der Menschen zu berühren?! Wieviel Zeit soll man sich aus der Sicht der Opfer denn nehmen?
Würde das Kälbchen, das in der grössten Hitze und Kälte angebunden an ein Kälberiglu ist, sagen: «Ja ich verstehe, wenn ihr unser Leid noch nicht seht. Ich warte geduldig auf mein bitteres Ende.»? Oder die gemästeten Hühner, auf dem Rücken liegend, weil sie ihr eigenes Gewicht nicht tragen können, würden sie sagen: «Macht nichts, du Mensch. Nimm dir Zeit! Ich halte das aus für dich, bis du bereit bist dein Egoismus zu überwinden und vielleicht Mitgefühl zeigen kannst.»? Der Fuchs, dem gerade das Fell bei lebendigem Leibe über die Ohren gezogen wird, würde er verkünden: «Nicht so schlimm, wenn noch ein paar Kumpels mehr von mir drauf gehen. Wir haben Zeit, wir stehen das durch.»?

Meine Texte sind keine Empfehlungen an den Menschen, sich vielleicht irgendwann mal Gedanken zu machen, nein, sie sind ein Notruf für die Tiere!
Ein Notruf, den ich abgebe mit dem Appell, JETZT aufzuwachen -; sich unverzüglich darum zu kümmern, welche bestialische Qual wir unseren Mitlebewesen zufügen mit dem Hinweis, dass jeder einzelne dafür verantwortlich ist, der dieses Leid ignoriert! Es duldet keinen Aufschub mehr, denn es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod! Dieses erschütternde Drama, welches sich milliardenfach jedes Jahr auf diesem Planeten abspielt, muss ein Ende haben - jetzt und nicht irgendwann!

Text by: Bea Kälin