Menschsein unter Menschen
Oft fällt
es schwer ein Mensch zu sein unter Menschen, denen jedes Mitgefühl abhandengekommen
zu sein scheint, sobald man über das Leid der Tiere in unserer Gesellschaft
spricht.
Viele wissen nicht was in der Tierindustrie als Standartpraxis jeden Tag
durchgeführt wird. Tierschützer wollen aufklären, sie appellieren an das Gefühl
der Tierproduktkonsumenten, sie erklären die bestialischen Praktiken und versuchen
die Leute dahingehend zu sensibilisieren, einmal bewusst zu hinterfragen, was -
oder besser gesagt - wen sie da auf dem Teller haben und warum die Industrie
dies akribisch zu vertuschen versucht.
Dabei geht es dem Veganer nicht um sich selbst, er verdient keinen Cent an seiner
Aufklärungsarbeit und wohlwollende Anerkennung bekommt er auch nicht...
«Mir ist Tierquälerei nicht egal!» sagt eine Fleischkonsumentin, während sie sich schwer damit tut, zu akzeptieren, dass Tiere brutal gequält wurden für ihre Wurstsemmel. «...nein, Hunde würde ich nie essen, das sind unsere Freunde, zu denen habe ich eine Beziehung!» sagt eine andere mit grossen Augen und ist verblüfft darüber, dass man auch zu einem Schwein jederzeit eine Beziehung aufbauen kann. «Ich mag Chicken Nuggets zu sehr, als dass ich darauf verzichten könnte!» meint ein weiterer Gesprächspartner und auf die Frage, ob er denn schon mal einen anderen Vogel gegessen hätte, ist er sichtlich bestürzt darüber, dass Hühner Vögel sein sollen. Nach einer Weile der Überlegung, ob Hühner nun tatsächlich ornithologischen Ursprungs seien oder nicht, kommt er zur Überzeugung, dass diese Hühner ja speziell zum Verzehr da seien, ergo somit mit einem normalen Vogel nichts zu tun haben könnten. Bei der Erklärung eines Veganers, dass Kühe nur dann Milch gäben, wenn sie ein Kalb geboren hätten, blickt man in ungläubige Gesichter und erlebt nicht selten dabei, dass Leute lachend abwinken und eilig das Weite suchen.
Bei solchen
und ähnlichen verzerrten Wahrnehmungen auf unsere Tierwelt, fällt es schwer zu
glauben, dass der Mensch je in der Lage sein wird, sein Verhältnis und die
Einstellung gegenüber den «Nutztieren» zu reflektieren. Ich frage mich ständig,
womit sich solch festgefahrene Strukturen aufweichen-, oder im besten Falle
ganz auflösen lassen.
Der Veganer wird es alleine nicht hinbekommen, es braucht eine Regierung,
welche sich einsetzt für unseren Planeten und deren Erdlinge, die wir so
schändlich missbrauchen, foltern, verstümmeln, vergewaltigen und meucheln. Es
braucht ein Bildungssystem, das den Satz des Phytagoras: «Wer mit dem Messer
die Kehle eines Rindes durchtrennt um beim Brüllen der Angst taub bleibt, wer
kaltblütig das schreiende Böcklein abzuschlachten vermag und den Vogel
verspeist, dem er selber das Futter gereicht hat - wie weit ist ein solcher
noch vom Verbrechen entfernt?» in den Lehrplan aufnimmt, anstatt nur eine kalte
Formel, die da lautet: a2 + b2 = c2. Allenfalls
löst diese eine Prüfungsfrage, jedoch der Empathie und der Liebe zu unsere
Mitgeschöpfen dient sie wenig bis gar nichts.
Der griechische Gelehrte Pythagoras, gilt als der erste grosse Vegetarier - aber
sowas lernt man in der Schule nicht!
Es braucht Menschen in Politik und Wirtschaft, die endlich Alarmschlagen und klar machen, dass wenn wir weiterhin unsere Ernährung von geschunden Leibern einverleiben, es nicht nur uns krank macht, sondern auch unsere Mutter Erde in den Abgrund stürzt und wir uns mit ihr.
Es fällt schwer Mensch zu sein unter Menschen, die ignorant weiterleben, als gäbe es nichts aufzuräumen, nichts zu hinterfragen. Als sei all dieses Leid von fühlenden Wesen inexistent und nur man selbst sei das Opfer in einer Gesellschaft, die die grössten und unschuldigsten Opfer überhaupt hervorbringt: Die Tiere!
Text by: Bea Kälin