Kunst
Als ich heute diese Werbung an einem Lieferwagen in
Frankreich sah, war ich fassungslos!
«Mein Metzger ist ein Künstler» steht da geschrieben mit der Abbildung eines
riesigen Rippenstückes.
Ein Künstler ist er also, der Metzger - ja wie denn?! Was konkret zeichnet seine Kunst denn aus? Leichenteile so kunstvoll zu zerhacken und zu drapieren, dass der Kunde nicht mehr wahrnimmt, wen er da eigentlich auf dem Teller hat? Oder lag die Kunst schon darin, das panische Tier mit einem Bolzenschuss niederzustrecken, ihm die Kehle durchzuschneiden, während es noch schrie und zappelte, da der Bolzenschuss eben doch nicht so kunstvoll angesetzt wurde?
Es könnte aber auch sein, dass sein Kunsthandwerk darin besteht, das Fleisch mit einem Gasgemisch aufzuhübschen, damit die Ware schön rot bleibt, egal wie lange es schon vor sich hingammelt.
Der Tierindustrie ist nichts zu pietätlos, wenn es darum
geht ihre Kundschaft mit geschmückten Parolen einzulullen, die der Verschleierung
der täglich praktizierten Tierqual dient.
Dass die Nahrungsmittelindustrie trickst und lügt, ist hinlänglich bekannt, als
pervertiert allerdings erachte ich es, wenn ein musischer Begriff missbraucht
wird, mit der Absicht, den Tod und das Leid in eine romantisch verklärte Szene zu
setzen.
Köperteile von Geschöpfen, die in der Finsternis der menschlichen Brutalität haben dahinvegetieren müssen, werden wohlfeil angepriesen für Konsumenten, die keinen Anlass darin sehen endlich Empathie aufkommen zu lassen für die geschunden Seelen, die nichts anderes wollten als zu leben.
Die Tragik darin besteht, dass sich der Konsument täuschen lässt - ja sogar täuschen lassen will, damit er stehts guten Gewissens sagen kann: «Ich kaufe beim Metzger des Vertrauens - er ist ein Künstler.».
Mehr Hohn und Spott gegenüber den Opfern kann ich mir beim
besten Willen nicht vorstellen!
Text by: Bea Kälin