Im Vakuum

18.05.2022
Bild/Artist: Steve Cutts
Bild/Artist: Steve Cutts


Komme was da wolle, der Mensch marschiert im Stechschritt über alles hinweg, das rein und unschuldig ist, zieht dabei eine Blutspur hinter sich her und schert sich keinen Deut um das Leben anderer Erdlinge.

Das Ego will befriedigt werden, das scheint dem Homo Sapiens das Wichtigste zu sein, während er innerlich nur noch ausgehöhlt und abgestumpft dem Taktstock der Masse folgt.

Milliarden Tiere schreien um Gnade, Jahrhundert alte Bäume des Regenwaldes sinken zu tausenden stöhnend und ächzend auf die verbrannte Erde nieder, die globale Erwärmung steigt und irgendwo am anderen Ende der Welt verhungert ein kleines Kind, dessen Tränen längst versiegt sind.

Für all das ist der Mensch blind und taub, er muss sich nicht einmal mehr die Augen und Ohren zuhalten, denn durch den Smog aus Alltagssorgen und Konsumrausch, sieht und hört er sowieso nichts. Manchmal jedoch, wie durch Watte, dringt eine verzweifelte Stimme zu ihm durch: «Schau dir doch die Welt an! Schau dir das Leid der Tiere an! Hörst du deren Schreie nicht?! Siehst du deine Verantwortung nicht?!» achselzuckend will er dies nicht hören, nicht sehen und nicht fühlen, was er nicht fühlen kann, weil seine Sinne schon längst versteinert sind.
Das Zirkulieren um sein eigenes verkümmertes Ich, gleicht einem Totentanz, der seine Kreise immer enger zieht, bis zur Erstickung jeglicher Empathie. Tiere kommen in diesem mitleidlosen Reigen nur peripher oder überhaupt nicht vor - und wenn, dann explizit auf dem Teller, serviert als drapierte Kadaverstücke.

Das Vakuum der Arroganz und Ignoranz führt so manchen Zeitgenossen dazu, seine verrohte Häme über die Veganer zu kippen, nur um sich als Narren und Opfer seiner selbst zu entlarven.

Was hat man nur alles in uns kaputtgeschlagen, als wir noch Kinder waren? Wieviel Feingefühl und Zartheit wurde da brutal abgewürgt, dass wir als Erwachsene derart gleichgültig durchs Leben ziehen? Kleine Seelen hat man von dem Schönen und Wahrhaftigen weggeführt, hin zur verderblichen Lüge!

Das ist das grosse Verbrechen, welches wir als Gesellschaft zu verantworten haben, dass wir Kinder in die Erkaltung ihrer Gefühle pressen und ihnen so lange den Kopf und das Herz verdrehen, bis sie im Erwachsenenalter nur noch als stumpfsinnige und seelenlose Egozentriker in das Räderwerk einer Geld- und Konsummaschinerie passen, die rücksichtsloser nicht sein könnte.

Komme was da wolle - eines Tages werden wir bitter bereuen - sehr bitter!

Text by: Bea Kälin