Geistesgestört
Ein Graureiher zieht lautlos an mir vorbei...
Sanft gleiten seine weitausgespannten Flügel übers Wasser. Eine tiefe Achtung steigt in mir auf, beim Betrachten seiner Eleganz und stillen Anmut. «In der Ruhe liegt die Kraft», dieser Satz trifft nicht auf uns Menschen zu, auf die Tierwelt jedoch unbedingt.
Die Achtung
vor dem Leben scheint dem Menschen absolut nicht beigebracht worden zu sein. Wir
werden in ein System gepresst, das nur eines von uns will: Leistung, damit wir
das Räderwerk aus Geld, Macht und Gier weiter am Laufen halten.
Wenn Tiere als Befriediger unseres Egoismus missbraucht werden, dann ist das
fernab von Achtung und Liebe. Natürlich wird der Verstand, den man
gesellschaftlich zurechtgestutzt hat, immer ein Argument finden, warum dies
nötig sei, der Verstand jedoch, fühlt nicht und ist emotional dumm. Liebe und
Wertschätzung entsteht im Herzen und nicht im Kopf!
Als Kinder waren wir noch beGEISTerungsfähig, wir konnten staunen und waren voller Hingabe beim Betrachten eines Käfers oder einer Ameise. Diese Fähigkeit jedoch wurde nicht gefördert, sondern durch die Maschinerie von Leistungsstress und Erziehungsdruck der gesellschaftlichen Normen gestört. Man könnte demzufolge also getrost sagen, wir alle sind auf die eine oder andere Art geistesgestört. Diese Gestörtheit des Geistes, zeigt sich insbesondere, wie wir mit Tieren und der Natur umgehen. Obwohl es augenfällig ist, dass weder die Tiere noch die Natur uns braucht, wir jedoch zutiefst abhängig sind von diesem Planten, zerstören wir unsere Lebensgrundlage und vernichten andere Erdlinge, die unerlässlich sind, dieses Ökosystem aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig leben wir in dem Wahn, die intelligenteste Spezies zu sein, während wir uns alles andere als intelligent und lebensklug verhalten.
Das System hat aus uns herzlose und verhärtete Seelen gemacht, die nicht mehr in der Lage sind, diese Verhärtung zu hinterfragen. Die Tragik besteht darin, dass es den meisten nicht einmal bewusst ist, dass sie geistig völlig irregeleitet wurden. Macht man sie darauf aufmerksam, wollen sie in ihrem Zustand der Geistesgestörtheit nicht gestört werden.
Das Überleben der Menschheit, steht für uns an oberster Stelle. Dafür gehen wir mit Mundschutz und Spritzen über Leichen, während wir weiterhin - unintelligenterweise - den Tod und die Gräueltat konsumieren, die uns nachweislich krank machen und die lebensnotwendigen Ressourcen zerstören.
Stets sind wir bemüht den Feind von aussen zu bekämpfen. Der Feind jedoch sitzt in uns drin; in unserem Verstand, der uns alles Mögliche erzählt, nur nichts über Achtung und Demut vor dem pulsierenden Leben.
Text by: Bea Kälin