"Der Metzger des Vertrauens"

17.02.2020

Bei der immer wieder gehörten Aussage: "Ich kaufe das Fleisch beim Metzger des Vertrauens", fragt man sich, worauf vertauen die Leute? Darauf, dass man dem Tier bei Kerzenlicht und romantischer Musik die Kehle aufschlitzt? Dass die Tiere ganz freiwillig und fröhlich zur Schlachtbank rennen? Dass der Metzger eine tiefe Bindung zu dem Tier hat und jetzt ganz liebevoll den Bolzenschuss ansetzt? 

Mal abgesehen davon, dass die Hausschlachtung für gewerbliche Zwecke verboten ist, kann ich mir beim besten Willen kein aussagekräftiges Bild machen, was beim vertrauten Metzger anders sein soll als bei einem herkömmlichen Schlachtbetrieb. Der besagte Metzger bezieht das Fleisch sehr oft aus Grossbetrieben und er weiss nicht, wie die Tiere behandelt und getötet wurden.

Es scheint als würden sich die Menschen auf der sicheren Seite wähnen bei diesem Schutzargument, vergessen allerdings, dass immer, wenn Fleisch über die Theke geht, ein Tier dafür hat sterben müssen. Auch beim sogenannten "wenigen" Konsum, wird die Existenz eines ganzen Tieres ausgeschlöscht.

Wenn das stimmt, was soviele behaupten, dass sie nur wenig Fleisch essen, dann frag ich mich ernsthaft, in welchen Mündern die jährlichen 59 Kilogramm Fleisch pro Kopf verschwinden? Behauptungen dieser Art zeigen, dass die Menschen sich unwohl und ertappt fühlen, wenn sie auf ihren Fleischkonsum angesprochen werden. Sie wissen Bescheid über die Frage der Ethik, die im Töten eines Tieres zum eigenen Vergnügen klar zum vorschein kommt.

Wer auch immer diesen Slogan vom "Metzger des Vertrauens" kreiert hat, verfolgte eine sehr gerissene Marketingstrategie. Diese funktioniert beim Konsumenten einwandfrei, denn er kann damit sein Gewissen beruhigen und so tun, als sei es jetzt moralisch vertretbar, dass ein Tier für seinen Gaumenschmaus ermordet wurde - oder sollte ich besser sagen: In Vertrauen zu Tode gemetzget?

Text by: Bea Kälin